Hi Mark,
Ich fahre selbst eine Rs 500 r aus dem Jahr 2016, entdrosselt und ein klein wenig modifiziert.
Erst mal zu meinem Erfahrungsschatz, damit Du besser einschätzen kannst, worauf sich meine Meinung beziehen wird.
Ich bin 59 Jahre alt und fahre seit meinem 16. Lebensjahr Motorrad, vorzugsweise Enduros, wobei das nicht die Kategorie Sportenduro ausschließlich meinen soll. Dabei gingen in dieser Zeit rund 30 verschiedene Moppeds durch meine Hand. Dabei war auch eine XL 600R, die ja zumindest den gleichen Motor Deiner Honda hat.
Ich fahre meine Motorräder gerne auf den legalen Schotterpisten in den Alpen, habe dort auch dast alles schon unter den Rädern gehabt. Allerdings fahre ich auch viele Strecken im Alltag auf normalen Straßen, zur Arbeit, Tagestouren und der übliche tägliche Kram.
Die SWM ist halt eine Sportenduro im besten Sinne, der Motor hat für heutige Verhältnisse noch ordentlich Bumms in den unteren Drehzahlen, dreht aber auch klaglos hoch, das nutzbare Drehzahlband ist schon groß (z.B. sie kommt aus niedrigen Drehzahlen viel viel viel besser als eine KTM 690, ist auch gerade in meinem Fuhrpark).
Anders herum fährt die SWM zwar auch so maximal 140 Km/h, Dabei ist sie aber sehr angestrengt aufgrund der kurzen Übersetzung. Wohl fühlt sie sich bei 90 bis 115 Km/h.
Die SWM ist auch sehr empfindlich, was die Reifenwahl angeht. Ich habe sie mittlerweile mit drei verschiedenen Reifenpaarungen gefahren. Mit der ursprünglichen Michelin Paarung lief sie stabil, aber der Verschleiß war immens. Mit Michelin Tracker läuft sie auch stabil, der ist aktuell drauf, der Verschleiß scheint mäßig. Dann hatte ich noch Pirelli Mt 21 montiert, da war der Geradeauslauf ab knapp 100 Km/h nicht so toll, dafür halten sie lange.
Die SWM saugt ihre Batterie gerne leer, das scheint ein Problem in der Serie zu sein, um da auf der sicheren Seite zu sein habe ich neben einer Lithiumbatterie auch einen Batterietrennschalter verbaut. Damit ist das Problem beendet (siehe auch ein Threat hier).
Die SWM reagiert bezüglich der Kupplungsbetätigung sehr empfindlich auf das verwendete Motoröl. Beim falschen Motoröl rupft die Kupplung in kaltem Zustand fürchterlich, ein Kaltstart im Stadtverkehr vermiest einem dann den ganzen Fahrspaß.
Noch zwei kleine Schönheitsfehler, ab und zu verliert der Stecker des Tachoelements den Kontakt zum Tacho, die Verriegelung ist nicht gerade vibrationsresistent und bei meiner SWM leuchtet nach einigen gefahrenen Kilometern unregelmäßig die Motorkontrollleuchte, hat aber keine Auswirkung auf die Motorleistung.
So noch ein paar Kritikpunkte, die sich aber mit ein wenig Eigeninitative ausmerzen lassen: Seitenständer ein Tick zu lang, der serienmäßige Motorschutz ist eher ein Witz (Abhilfe über 24mx) Sitzbank unbequem (aber besser als die Serienbank besagter KTM 690) und irgendwie fehlen Griffe oder Gurte am Heck, um die Kiste im Fall des Falles wieder aufzurichten.
So zum Fazit:
Falls Du mit der XR zufrieden bist, dann würde ich schauen eine Xr650L zu bekommen und neu aufzubauen. Evtl., falls genug Knete zur Verfügung steht, in den USA eine neue kaufen und die mit einem gebrauchten Rahmen aus Deutschland verheiraten.
Ähnliches könnte man für eine Drz400 oder Dr650se veranstalten, rein hypothetisch.
Ich war damals mit der XL600r nicht so ganz zufrieden, mir war das Drehzahlniveau zu hoch, daher bin ich dann auf Yamaha Xt 600 umgeschwenkt. Heute steht noch eine TT600E in der Garage, die gerade noch die Federelemente der TT600S erhält
(Übrigens mein bevorzugtes Beförderungsmittel für alle Strecken).
Es ist zur Zeit halt sehr schwer etwas adäquates im Bereich neuer Motorräder zu finden, leider wurde ja die 490 Baureihe von KTM gecancelt, die Himalayan 450 lässt noch auf sich warten und einen Nachfolger für die Beta Alp 4.0 gibt es auch (noch) nicht.
Ans Herz legen für eine Überlegung möchte ich Dir noch die Beta X-Trainer 300 (leider 2-takter), die Yamaha Wr 450f/Fantic XE 450 oder KTM Freeride 350f.
Grüße aus Wiesbaden